An die Landkreispresse

Zu Ihrem Beitrag vom 14./15.10.2006: "Auszeichnung für Oberhaching. Gemeinde erhält für "mustergültige Ortsentwicklung" Preis und Spendenscheck

L e s e r b r i e f

Fragwürdige Auszeichnung für Oberhaching

 

Wer im Ballungsraum München eine hemmungslose Siedlungspolitik betreibt, muss auf Auszeichnungen nicht lange warten. Das hat schon die Planungsreferentin der Landeshauptstadt München, Frau Christiane Thalgott erlebt, als ihr kurz vor dem durch Bürgerentscheid bedingten Scheitern ihrer Hochhauspolitik das Bundesverdienstkreuz zuteil wurde.

Dass jetzt der Oberhachinger Bürgermeister Stefan Schelle aus der Hand von Frau Thalgott bzw. ihres Stellvertreters eine Auszeichnung für "mustergültige Ortsentwicklung" erhält, ist schon sehr makaber, zumal der Flächennutzungsplan ein Bürgerbegehren mit weit mehr als 1600 Protestunterschriften ausgelöst hat.

Mit im Bunde der Laudatoren sind nicht nur die Städte München und Garching, sondern auch Gemeinden, welche dem Siedlungsdruck im Ballungsraum München durch Trabantensiedlungen und hochhausartige Gebilde Rechnung tragen, wie Germering, Unterschleißheim und Haar sowie Gemeinden mit überzogener Verdichtung wie Neubiberg und Pullach.

Dass sich der Oberhachinger Bürgermeister im Kreise dieser Gemeinden sichtlich wohl fühlt, lässt tief blicken. So wirkt es auch nicht sehr überzeugend, wenn er mit seiner Gemeinderatsmehrheit ein Stück Freifläche inmitten der Gemeinde als alibi vorweisen kann.

Jetzt ist endgültig klar, warum selbst eine bescheidene Sichtbeziehung vom Deisenhofener Bahnhof zur Waldkulisse als letzter Rest von ländlichem Charakter am hartnäckigen Widerstand der bauorientierten Gemeinderatsmehrheit scheitern musste. Der neue Flächennutzungsplan ist Ausdruck dieser Geisteshaltung (siehe den Plan in www.unser-oberhaching.de).

Am laufenden Bürgerbegehren führt daher kein Weg vorbei. Die Bürger werden zu entscheiden haben, ob anstelle von 53 ha Bauflächen 35 ha genügen.

Dr. Karl Hofmann

Gemeinderat (Freie Bürger Oberhaching)

Siehe hierzu auch Leserbrief an MM / Lks Süd vom 24.10.2006 "Laudatoren unter sich - Behutsames Wachstum gewürdigt" vom 14/15.10.2006